Das olympische
Fussballturnier
- ein bedeutenderes Fussballereignis
als viele denken
Ein Originalliteraturwerk
aus dem ruhmreichen Stars and Stripes Fussballmagazin, einem Vorläufer
von The Shot That Passed Right Through the Net eine Rückschau
auf vergangene olympische Fussballturniere:
Olympische Fußballturniere
Call&Respond by
Michael Tönnies
& Günter Pröpper
Eine Rückschau zur
Vorschau
Fußball gespielt wurde
bei Olympia schon 1896 in Athen. Zwei griechische und eine dänische
Mannschaft spielten um den Titel. Dänemark, schon in den frühen
Tagen des Fußballs eine Macht, gewann. Später einmal sollten
dänische Fußballkünste doch eine etwas größere
Durststrecke durchleiden. |
Es gibt genug Chroniken,
die diese Fußballspiele nicht einmal erwähnen. Doch aus der
Stellung des Fußballs in den folgenden Olympischen Spielen läßt
sich die Bedeutung dieses 'Fußballturniers' genauso erahnen wie aus
der merkwürdigen Besetzung. |
Erster offizieller Fußball-Olympiasieger
wurde 1900 in Paris England mit dem Team von Upton Park London mit einem
4:0 über Gastgeber Frankreich. |
Es handelt sich 1900
um sportliche Wettkämpfe die wahrlich im Schatten der Pariser Weltausstellung
stattfinden und null Interesse provozieren. Die in diesem Rahmen ausgetragenen
Länderspiele Frankreich-Belgien und Frankreich-England werden heute
oft, aber nicht immer als erstes olympisches Fußballturnier gewertet. |
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1904 in St.Louis fand
zwar ein olympisches Fußball-Turnier statt, doch wird dies aus der
hiesigen Perspektive praktisch grundsätzlich ignoriert. Eine kanadische
und zwei US-amerikanische Club- bzw. College-Mannschaften kickten um den
Titel und eine gewann ihn. Die kanadischen Vertreter Galt FC (Ontario)
schlugen die Christian Brothers 7:0 und die St.Rose Kickers mit 4:0 |
1906 bei der Zwischenolympiade
in Athen wurde der nächste offizielle Titel vergeben. Fußballgroßmacht
Dänemark zerschmetterte Gastgeber Griechenlands bange Hoffnungen mit
9:0. Beim Sieger endeten sieben Spielernamen mit -sen, einer der vier anderen
hieß Buchwald |
Dieses 'Turnier' wird
normalerweise gar nicht erwähnt. Vielleicht handelte es sich ja um
ein Freundschaftsspiel der griechischen Leichtathletik- gegen die dänische
Handball-mannschaft, da die Namen der Sieger überliefert sind, wohl
doch zumindest um ein im Rahmen der Spiele ausgetragenes Länderspiel. |
Die großen nordischen
Stars wurden 1908 in London dann von den heimstarken Engländern, die
bekannter-maßen ja zum ersten Mal die Idee gehabt haben sollen, einen
Ball nicht zu werfen sondern zu treten, mit 2:0 beim Kampf um den Titel
besiegt. Die Sieger hießen, wie Engländer immer hießen,
Bailey, Corbett, Smith, Chapman, Woodward etc. |
1908 findet das erste
richtige Fußball-Olympia-Turnier statt. 4 Jahre nach Konstituierung
der FIFA aus der die Engländer im Laufe der ersten Jahrzehnte ständig
aus- und wieder eintreten (ein Knackpunkt ist die Stellung des bezahlten
Fußballs) lassen es sich die Engländer nicht nehmen auf eigenem
Boden ein Fußballturnier auszurichten und obwohl sie, daß ist
jetzt in den Statuten festgelegt, nur mit Amateuren antreten dürfen,
auch zu gewinnen. Doch die Dänen, Vizeolympiasieger und kontinental
absolute Spitze, stehen ihnen nichts nach und schlagen auf dem Weg zum
2. Platz unter sechs Teams unter anderem Frankreich mit 17:1! |
1912 in Stockholm ein erstes
ernsteres Turnier. 11 Teams ermittelten die Finalisten. Fußball-Großmacht
Däne-mark und Mutterland England bestritten das Endspiel. Dänemark
schoß diesmal 2 Tore, doch die Engländer schossen vier. Das
siegreiche Team hieß wie Engländer immer schon heißen,
Brebner, Burn, Knight, Littleword, Berry, Sharp, Woodward war auch wieder
dabei, Walden spielte, und noch einige ähnliche. Deutschland wurde
in der Qualifikati-onsrunde von der 1:5-Blamage gegen Österreich dermaßen
in eine Identitäts- und Minderwertigkeitskrise gestürzt, daß
es kurz danach den ersten Weltkrieg vom Zaun brach, um von dieser Perinlichkeit
abzulenken und das eigene Selbstwertgefühl wieder geradezurücken |
Die olympischen Initiatoren,
wollten Fußball aus dem Programm nehmen, wegen seinem 'Spiel-' und
dem mangelnden 'Wettkampfcharakter', doch das Interesse im Vorfeld war
in Stockholm riesig, so daß das Turnier nicht nur stattfand, sondern
sogar ein eigener Organisationsstab gebildet sowie Geld in den Ausbau der
vorgesehenen Wettkampfstätten investiert wurde. Stockholm sah ein
echtes fußballerisches Großereignis, man könnte es als
eine Art Europa-Meisterschaft bezeichnen, denn alle Teilnahmer stammten
aus Europa. Das Turnier, an dem elf Länder teilnahmen, sah spannende
Spiele, das deutsche Debakel wurde nicht unerheblich durch die selbstverschuldete
Verletzung des deutschen Torwarts beim Stande von 1:0 mitverursacht. Immerhin
gelang es den Deutschen mit einem 16:0 über Rußland in der Trostrunde
Vorletzter des Turniers zu werden und mit dem Spieler Fuchs, der in diesem
Spiel 10 Tore erzielte, den Torschützenkönig zu stellen. Beim
Spiel Österreich gegen Ungarn, ebenfalls in der Trostrunde (0:3) gab
es dann das, was es heute auch noch gibt: Prügeleien, hier politisch
motiviert. Die großartigen Dänen und die Erfinder aus England
konnten aber insgesamt erneut ihre Ausnahmestellung beweisen. |
So kam es, daß kein
olympisches Fußballturnier bis 1928 ein weiteres Auftreten einer
deutschen Mannschaft mehr sah. |
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Da bis 1930 keine Weltmeisterschaft
ausgetragen wurde, und dort eigentlich 1934 erst ein komplettes Feld an
den Start ging, kam olympischen Fußballturnieren zunächst schon
eine größere Bedeutung zu. Doch zunächst wurden die Mannschaften
dem Anspruch nicht so ganz gerecht. Beim Endspiel 1920 in Antwerpen ging
die Mannschaft der Tschecheslowakei beim Stand von 2:0 für Gastgeber
Belgien beleidigt aus Protest gegen Schiedsrichter und Publikum vom Platz
und wurde disqualifiziert. Spanien und die Holländer, die schon 1912
mit 9:0 gegen Finnland die Bronzemedialle gewonnen hatten, spielten also
im Spiel um den dritten Platz den zweiten aus. Spanien gewann und die neben
Dänemark zweite frühe kontinentale europäische Fußball-Großmacht,
mußte sich wieder mit Bronze begnügen. Interessant, daß
sich gewisse Talente schon früh abzeichneten. |
1920 sah zwar das dritte
ernstzunehmende olympische Turnier, doch wurde es von Skandalen überschattet.
Die Engländer waren mal wieder aus der FIFA ausgetreten, diesmal wegen
deren Politik gegenüber den Mittelmächten, nahm aber an diesem
Turnier teil. Aus diesem Grund boykottierten die Amerikaner und die Schweizer.
Die Mittelmächte waren sowieso nicht zugelassen worden. Die Engländer
flogen gleich gegen Norwegen raus und auch die Dänen scheiterten in
der ersten Runde - am 19jährigen spanischen Wundertorwart Ricardo
Zamora. 14 Jahre später bei der WM im eigenen Land demonstrierten
die Italiener wie es geht. Als sich Zamora wieder als unüberwinbdlich
herausstellte, traten sie den passionierten Kettenraucher einfach so oft,
daß er im Wiederholungsspiel nicht eingesetzt werden konnte. Wie
bei allen Spielen war auch in jenem der Schiedsrichter mit dem Tun der
Mussolinis völlig einverstanden. Schon in Amsterdam 1920 hatten sie
beim Spiel gegen Spanien diese Taktik angewandt und Zamora war nach einem
Revancheschlag vom Platz geflogen. Trotzdem hielt der junge Zamora im Laufe
des Turniers Spanien zur Silbermedallie, doch die erlangten sie statt der
bronzenen nur, weil die vom englischen Schiedsrichter Lewis verschaukelten
Tschecheslowaken im Finale beim Stand von 2:0 für Gastgeber Belgien
den Platz verließen und disqualifiziert wurden. |
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